Balkonkraftwerk und PV-Anlage: Ein Überblick
Immer mehr Menschen möchten unabhängiger von steigenden Strompreisen werden und setzen auf eigene Stromerzeugung mit Sonnenenergie. Doch dabei stellt sich die Frage: Reicht ein Balkonkraftwerk oder sollte es gleich eine größere PV-Anlage sein? Und ist es erlaubt, beide Systeme gleichzeitig zu betreiben? In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zu den Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten rund um Balkonkraftwerke und Photovoltaikanlagen.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk, auch Mini-PV oder Stecker-Solargerät genannt, ist eine kleine Photovoltaikanlage, die speziell für den privaten Gebrauch entwickelt wurde. Sie besteht meist aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt. Über eine spezielle Einspeisesteckdose oder sogar direkt über eine normale Steckdose wird das System mit dem häuslichen Stromnetz verbunden.
Vorteile eines Balkonkraftwerks
- Einfache Selbstmontage möglich, meist ohne Handwerker
- Keine oder nur geringe Genehmigungen nötig (je nach Region, Anmeldung beim Netzbetreiber erforderlich)
- Geringe Investitionskosten (ab ca. 500 Euro)
- Ideal für Mieter und Wohnungseigentümer
- Schnelle Amortisation durch den Eigenverbrauch
Nachteile eines Balkonkraftwerks
- Begrenzte Leistung (meist bis 600 oder 800 Watt nach Gesetzgebung)
- Keine staatliche Einspeisevergütung
- Überschüssiger Strom wird meist kostenlos ins Netz eingespeist
- Kein oder nur kleiner Beitrag zur Unabhängigkeit vom Stromversorger
Was ist eine PV-Anlage?
Eine Photovoltaik-Anlage (kurz PV-Anlage) ist eine größere Solarstromanlage, die meist auf dem Dach eines Hauses installiert wird. Sie kann mehrere Kilowatt (kWp) Leistung erreichen und erzeugt deutlich mehr Strom als ein Balkonkraftwerk. PV-Anlagen sind sowohl für Einfamilienhäuser als auch für Mehrfamilienhäuser geeignet.
Vorteile einer PV-Anlage
- Hohe Leistung: komplette oder weitgehende Stromversorgung des Haushalts möglich
- Eigenverbrauch und Einspeisung ins öffentliche Netz
- Möglichkeit staatlicher Förderung und Einspeisevergütung
- Langfristiger Beitrag zur Senkung der Energiekosten
- Wertsteigerung der Immobilie
Nachteile einer PV-Anlage
- Höhere Investitionskosten (ab ca. 6.000–12.000 Euro für Einfamilienhäuser)
- Planung, Installation und Genehmigungsverfahren erforderlich
- Dachfläche oder andere geeignete Flächen notwendig
- Aufwändige Wartung und ggf. Reparaturen
Balkonkraftwerk vs PV-Anlage: Die wichtigsten Unterschiede
- Leistung: Balkonkraftwerke liefern maximal 600–800 Watt, PV-Anlagen mehrere Kilowatt.
- Installation: Balkonkraftwerke können selbst installiert werden, PV-Anlagen benötigen Profis.
- Kosten: Balkonkraftwerke sind günstig in der Anschaffung, PV-Anlagen erfordern hohe Investitionen.
- Genehmigungen: Balkonkraftwerke benötigen meist keine aufwändige Genehmigung, bei PV-Anlagen sind geprüfte Anträge nötig.
- Flexibilität: Balkonkraftwerke können bei Umzug demontiert und mitgenommen werden, PV-Anlagen sind immobil.
Unterschiede bei Förderung und Vergütung
PV-Anlagen profitieren von der Einspeisevergütung nach EEG und können staatlich gefördert werden. Für Balkonkraftwerke gibt es zunehmend Förderprogramme auf kommunaler Ebene, bundesweite Förderungen sind aber eher selten. Überschüssig erzeugter Strom eines Balkonkraftwerks wird typischerweise ohne Vergütung ins Netz eingespeist.
Balkonkraftwerk und PV-Anlage gleichzeitig betreiben – geht das?
Die Frage, ob Balkonkraftwerk und PV-Anlage gleichzeitig betrieben werden dürfen, taucht immer wieder auf, besonders bei Nachrüstung. Grundsätzlich gilt: Ja, du darfst ein Balkonkraftwerk zusätzlich zu einer bestehenden PV-Anlage betreiben. Es gibt keine gesetzliche Vorschrift, die dies untersagt – allerdings müssen beide Anlagen dem Netzbetreiber gemeldet werden. Auch die technisch korrekte Installation beider Systeme ist wichtig, damit sie sich nicht gegenseitig beeinflussen.
Balkonkraftwerk bei vorhandener PV-Anlage oder umgekehrt?
Es ist sowohl möglich, ein Balkonkraftwerk zu einer bestehenden großen PV-Anlage nachzurüsten als auch erst mit einem Balkonkraftwerk zu starten und später eine PV-Anlage zu ergänzen. In beiden Fällen ist jedoch eine Abstimmung mit dem eigenen Zähler (z.B. Zweirichtungszähler bei Einspeise-PV-Anlagen) notwendig. Wer den Großteil seines Eigenbedarfs mit einer PV-Anlage deckt, hat durch ein Balkonkraftwerk meist nur noch einen geringen Zusatznutzen.
Balkonkraftwerk und PV-Anlage: Beispiele für parallele Nutzung
- Hauptwohnung und Gartenhaus: Im Einfamilienhaus sorgt eine Dach-PV für den Hauptertrag, im Gartenhaus oder auf der Garage kommt ein Steckersolarmodul zum Einsatz.
- Mietwohnung und Elternhaus: Mieter betreiben ein Balkonkraftwerk am Balkon, während im Elternhaus eine große PV-Anlage läuft. Beide Systeme können unabhängig betrieben werden.
Für wen eignet sich ein Balkonkraftwerk? Für wen eine PV-Anlage?
- Balkonkraftwerk: Ideal für Mieter, Wohnungseigentümer mit wenig Platz oder als Einstieg in die Solarenergie. Auch bei kleineren Budgets oder als Ergänzung zu einer großen PV-Anlage sinnvoll.
- PV-Anlage: Sinnvoll für Hausbesitzer mit ausreichend Dachfläche, die möglichst viel Eigenstrom erzeugen und sich unabhängiger vom Netz machen wollen. Ideal auch für Haushalte mit hohem Verbrauch oder E-Auto.
Häufige Fragen rund um Balkonkraftwerk und PV-Anlage
Balkonkraftwerk und PV-Anlage erlaubt?
Ja, beide Systeme sind erlaubt. Es gibt keine rechtliche Begrenzung, beide zu betreiben, sofern die Anlagen korrekt angemeldet und installiert sind.
Kann ich ein Balkonkraftwerk zu einer bestehenden PV-Anlage betreiben?
Ja, du kannst ein Balkonkraftwerk bei vorhandener PV-Anlage parallel einsetzen. Es lohnt sich jedoch nur, wenn zusätzlicher Eigenbedarf (z.B. separater Wohnbereich, Gartenhaus) besteht.
Was muss beim Betreiben beider Systeme beachtet werden?
Die Anmeldung beider Anlagen beim Netzbetreiber und (je nach System) im Marktstammdatenregister ist Pflicht. Auch der Stromzähler muss geeignet sein, um Rückstrom zu verhindern.
Fazit: Balkonkraftwerk oder PV-Anlage – oder beides?
Ein Balkonkraftwerk ist eine schnelle, günstige und flexible Möglichkeit, Solarstrom zu nutzen, besonders für Mieter und Wohnungseigentümer. Eine große PV-Anlage ist die beste Wahl für Hausbesitzer mit dem Ziel, sich langfristig unabhängiger von Strompreisen zu machen. Beide Systeme können unter bestimmten Umständen auch kombiniert werden – etwa bei getrennten Nutzungseinheiten oder als Einstieg und spätere Erweiterung. Am Ende hängt die Entscheidung von Platz, Budget, Wohnsituation und Strombedarf ab. Eines ist sicher: Die Investition in Solarenergie lohnt sich – egal ob groß oder klein.
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